- Geschäftsjahr 2024: Direkte (Scope 1- & 2-) Emissionen der DAX-40-Unternehmen sinken um sechs Prozent
- Aber 21 Unternehmen weisen höhere Gesamtemissionen (inkl. Scope 3) aus als im Vorjahr, erstmals zeigt sich ein vollständiges Bild der Umweltbelastung durch Emissionen
- Energieverbrauch steigt um neun Prozent
- Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch bei knapp 16 Prozent
Deutschlands Top-Unternehmen konnten ihre Klimabilanz im vergangenen Jahr weiter verbessern: Insgesamt sanken die CO2-Emissionen der DAX-Konzerne im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Millionen Tonnen – dies entspricht einem Rückgang um sechs Prozent.
In den Zahlen sind Emissionen enthalten, die durch Prozesse im laufenden Betrieb (Scope 1) sowie durch den Verbrauch extern eingekaufter Energie (Scope 2) entstehen.
Unter Berücksichtigung der Emissionen aus der Lieferkette (Scope 3) weisen die Unternehmen insgesamt allerdings einen deutlich erhöhten CO2-Fußabdruck aus. Knapp 4,1 Milliarden Tonnen betrugen die Emissionen im Jahr 2024. Der Anstieg um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lässt sich jedoch vor allem auf die Umsetzung neuer einheitlicher ESG-Berichtsstandards und nicht auf eine tatsächliche Zunahme zurückführen. Durch die standardisierten Berichtspflichten gibt es erstmals vollständige Transparenz über die Klimabilanz der DAX-Konzerne. Damit wird auch ein „Verschieben" von eigenen Emissionen in die Zulieferkette sichtbar, mithin also die tatsächlichen Emissionsauswirkungen der gesamten Wertschöpfungskette.
Gleichzeitig weisen die DAX-Unternehmen insgesamt für 2024 einen um neun Prozent höheren Energieverbrauch aus als für das Vorjahr. 23 von diesen Unter-nehmen meldeten für das Jahr 2024 einen höheren Energieverbrauch als für das Vorjahr – nur 14 Unternehmen berichteten über einen gesunkenen Energieverbrauch. Neben methodischen Anpassungen im Reporting ist bei dem Energieverbrauch zu berücksichtigen, dass der besonders energieintensive Konzern RWE 2024 erstmalig entsprechende Angaben gemacht hat. Das Jahr 2024 markiert damit den Startpunkt für eine echte Inventur, an welcher zukünftig tatsächliche Dekarbonisierungsfortschritte messbar werden mit einer hohen Vergleichbarkeit innerhalb der DAX 40.
Trotz intensiver Bemühungen zur Umstellung auf Erneuerbare Energien entfielen im vergangenen Jahr 84 Prozent des Energieverbrauchs der DAX-Konzerne auf fossile Energieträger. Der von den Unternehmen ausgewiesene Anteil an Kernenergie betrug 0,3 Prozent, während 15,7 Prozent des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt wurden.
„Die deutsche Wirtschaft kommt bei der Reduzierung der CO2-Emissionen zwar weiter voran, aber der Weg ist keineswegs ganz gradlinig", sagt Simon Fahrenholz, Partner und Leiter der Nachhaltigkeitsberatung bei EY-Parthenon. „Gerade die Top-Konzerne haben natürlich eine Vorreiterrolle und eine große Verantwortung, daher ist der Rückgang des CO2-Austoßes grundsätzlich eine gute Nachricht. Dass 22 Unternehmen ihre Scope 1- und 2-Emissionen reduziert haben, aber gleichzeitig 17 Unternehmen über höhere Emissionen als im Vorjahr berichten, zeigt allerdings auch, dass die Zeiten, als die Unternehmen mit relativ geringem Aufwand große CO2-Einsparungen erreichen konnten, vorbei sind. Dort, wo ein Umstieg auf Erneuerbare Energien leicht möglich war, wurde dieser Schritt meist schon vor Jahren gegangen. Jetzt geht es um Maßnahmen, die schwieriger umzusetzen sind und stärker in die einzelnen Produktionsprozesse eingreifen."

Dass dabei noch ein weiter Weg vor den Unternehmen liegt, zeigt die nach wie vor große Bedeutung fossiler Energieträger für die Energieversorgung, sagt Fahren-holz: „Gerade die großen deutschen Industrieunternehmen benötigen immer noch in erheblichem Ausmaß fossile Energien für die Produktion. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien stellt oft eine große Herausforderung dar, denn die Energieversorgung muss gleichzeitig möglichst kostengünstig, dauerhaft und verlässlich verfügbar und in den Produktionsprozess integrierbar sein."
Der größte Energieverbraucher RWE war 2024 gleichzeitig das Unternehmen mit dem niedrigsten Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch, der bei gerade einmal 4,1 Prozent lag. Bei BASF, dem drittgrößten Energieverbraucher, lag der Anteil mit 4,8 Prozent nur geringfügig höher. „Bei einigen großen Industrieunternehmen lässt sich eine Umstellung auf Erneuerbare Energien derzeit noch kaum mit dem Geschäftsmodell vereinbaren", sagt Fahrenholz. Immerhin: Beim zweitgrößten Energieverbraucher unter den DAX-Konzernen – dem Baustoffkonzern Heidelberg Materials – lag der Anteil Erneuerbarer Energien bei 14,8 Prozent und damit deutlich höher als bei RWE und BASF.
Den mit Abstand höchsten Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch weist aktuell die Deutsche Telekom auf: 93 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen auf Erneuerbare Energien. Dahinter liegt der Autobauer Porsche mit 75 Prozent vor Zalando mit einem Anteil von 69 Prozent.
Uneinheitliche Entwicklung bei CO2-Emissionen
Die Entwicklung der CO2-Emissionen verlief je nach Unternehmen sehr unterschiedlich – auch abhängig davon, an welchem Punkt auf ihrem Dekarbonisierungsweg sie sich befinden, so Fahrenholz: „Einige Unternehmen haben bereits in der Vergangenheit signifikante Fortschritte gemacht, während andere erst am Anfang stehen. In den frühen Phasen sind oft größere Einsparungen möglich, während spätere Phasen tendenziell kleinere Reduzierungen mit sich bringen. Daher kann auf ein Jahr mit erheblichen Fortschritten durchaus ein Jahr mit einer weniger deutlichen Entwicklung folgen. Wichtig ist, dass die mittelfristige Richtung stimmt."
Der größte Emittent von Treibhausgasen, Heidelberg Materials, konnte im vergangenen Jahr seine CO2 Emissionen (Scope 1 & 2) nur um ein Prozent reduzieren, RWE, der zweitgrößte Emittent, schaffte immerhin eine Reduzierung um 14 Prozent, Volkswagen, der sechstgrößte CO2-Emittent, konnte den Ausstoß von Treibhausgasen sogar um 27 Prozent reduzieren. 17 Unternehmen wiesen für 2024 höhere Emissionen von Treibhausgasen aus als für das Vorjahr.
Diese Anstiege können allerdings auch auf eine strengere und umfassendere Prüfung der eigenen CO2-Emissionen und Veränderungen in der Berichterstattung zurückzuführen sein, sagt Fahrenholz: „Die DAX-Unternehmen haben ihre Berichterstattung in diesem Jahr an die CSRD-Richtlinie angepasst und deutlich transparenter und detaillierter über ihre Fortschritte berichtet. Wir haben damit erstmals ein wirklich realitätsnahes Bild der Lage und echte Transparenz." Einige Unternehmen hätten zusätzliche Emissionskategorien in ihr Reporting aufgenommen, um die Anforderungen der CSRD zu erfüllen. Zusätzlich haben viele Unternehmen erstmalig ihre Scope 3-Emissionen berichtet. In der Regel führte dies zu einem Anstieg der gemeldeten Gesamtemissionen. Nicht alle Unternehmen haben ihre Vorjahreswerte rückwirkend angepasst. Dadurch sind die Emissionen des Jahres 2024 nur eingeschränkt mit denen aus 2023 vergleichbar.
Konjunkturkrise droht sich auf Dekarbonisierung auszuwirken
Die Dekarbonisierungs-Bilanz der DAX-Konzerne für das vergangene Jahr fällt insgesamt gemischt aus – und Fahrenholz rechnet auch für das Jahr 2025 nur mit langsamen Fortschritten. „Der Druck auf die Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, ist zwar weiterhin hoch, und wir sehen auch, dass sich die allermeisten Unternehmen ihren Reduktionszielen und Dekarbonisierungsstrategien verpflichtet fühlen. Aber angesichts sinkender Margen, neuer Wettbewerber aus Asien und der unberechenbaren Handels- und Zollpolitik der neuen US-Regierung drohen andere Themen höhere Priorität zu bekommen. Es wäre bitter, wenn die Vielzahl an aktuellen Krisen dazu führen würde, dass die Unternehmen bei ihren Bemühungen nachlassen, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Denn langfristig bedeutet Nachhaltigkeit Zukunftsfähigkeit und Profitabilität."
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